Siegfried Lachmann steht mit seiner siegfriedlachmann-Methode für „Begeisternde Rhetorik“. Doch was kann Begeisterung bedeuten? In den kommenden Wochen zerlegt Ihnen Siegfried Lachmann diesen Begriff „Begeisterung“ in 12 Teile. Lesen Sie wöchentlich etwas zu den einzelnen Buchstaben von BEGEISTERUNG!
Wir fahren heute fort mit dem Buchstaben Nummer 9: R! Reden Sie deutlich, damit Sie verstanden werden.
Als Kind wurde mir oft gesagt: „Nuschel nicht so! Sprich deutlich!“
Als Erwachsener hörte ich lange Zeit: „Red nicht so schnell. Du überholst dich ja beim Sprechen! Da kommt keiner mit!“
Bestimmt haben Sie auch schon in einer Veranstaltung gesessen, dem Redner versucht zu folgen – aber das gesprochene Wort ergab keinen Sinn, Sie kamen nicht hinterher oder verstanden nur Bahnhof.
Das schlechte Verständnis kann folgende Ursachen haben:
Geschwindigkeit
Menschen reden zu schnell! Ihren Gedankengängen kann ich als Zuhörer nicht folgen, weil „der da vorne“ einfach ohne Punkt und Komma redet. Die Person galoppiert dem Publikum davon. Und irgendwann ist man als Zuhörer machtlos, dann gibt man auf und schließlich kommt die Kapitulation. „Ich hör jetzt nicht mehr zu!“
Aussprache
Das Thema kann noch so spannend sein: Wenn Silben und Endungen nicht korrekt ausgesprochen werden, dann wird evtl. auch der Sinn undeutlich. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die komplette Redezeit.
Lautstärke
Zumindest waren der Redner oder die Rednerin so clever, ein Mikrofon zu verwenden. Aber trotz dieser Verstärkerleistung waren große Teile des Textes nicht verständlich.
Kannitverstan
Diesen Begriff kenne ich noch aus der Schulzeit. Bei diesem Kannitverstan handelt es sich um eine Geschichte des deutschen Dichters Johann Peter Hebel. Kannitverstan bedeutet soviel wie: „Ich kann euch nicht verstehen!“ So mancher Redner kann sich das auch auf die Fahne schreiben. Der Einsatz von Begriffen, Anglizismen und Fachbegriffen wird so übertrieben verwendet und eingesetzt, dass viele im Raum nur Bahnhof verstehen. Stolz, ein solches Vokabular einzusetzen merkt die vortragende Person nicht, wie die geneigten Zuhörer:innen immer mehr und mehr abdriften. Sie sind da und sind doch nicht da.
So ein Redner auf der Bühne muss auf vieles achten. Neben der Rhetorik und der Körpersprache sind auch die heute beleuchteten Punkte gefragt. Gegensteuern kann man durch üben.
Reduzieren der Geschwindigkeit auf ein „normales“ Maß. So normalisieren, dass Zuhörer folgen können.
Aussprache: Auch die kann ich üben. Beispielsweise durch total übertriebene Betonung bei der Aussprache der Worte.
Lautstärke: Hier helfen oft einfache stimmbildende Maßnahmen.
Vokabular: Ebenfalls zu üben! Verstehen andere meine Sprache?
Üben können Sie das alles vor der Videokamera oder von einem Testpublikum.
Und wie gesagt: Üben! Das heißt nicht, an diesen genannten Punkten mal eben so was machen. Üben heißt beharrlich dranbleiben, bis sich Veränderungen einstellen. Vergleichen Sie es immer mit dem Sportler, der für die olympischen Spiele trainiert. Der trainiert in der Regel für Gold. Nicht für Silber. Nicht für Bronze. Nein, für Gold! Tun Sie es diesen Sportlern gleich!
Und machen Sie 2021 zum Jahr der Kommunikation!