Im dritten und letzten Teil dieses Beitrags folgen weitere fünf Strategien, die erfolgreiche Redner praktizieren.

 

Wie fit ist das Publikum?

Sie kennen das von sich selbst. Der Redner tritt auf, beginnt sich kurz vorzustellen, eröffnet weiter seinen Part mit der Vorstellung seines Themas – und dann redet er.

Und so ist es oft: Das alte Muster von „Anfang – Hauptteil – Schluss“ erinnert sehr an die Erfahrungen aus der Schule. Mit dieser Vorgehensweise haben wir zu Beginn unserer Aufsatzkarrieren die Schriftstücke begonnen. So kann auch ein Vortrag aufgebaut sein.

Doch wie begegne ich dem Publikum unterwegs? Beobachten Sie wieder sich selbst. Nach circa 10 bis 15 Minuten beginnt die Aufmerksamkeit zu schwinden. Gedanklich erwische ich mich auf einem anderen Planeten, zwei drei Reihen vor mir interessiert mich ein Zuhörer, und irgendwo anders passiert auch grad was. Mittlerweile fällt es uns immer schwerer, für eine Stunde die gesamte Aufmerksamkeit einer Person zu widmen.

Dessen müssen wir uns bewusst sein. Die Medienwelt scheint uns das vorzuschreiben. Immer wieder Impulse der Abwechslung. Konzentration wird zur Mangelware. Wir müssen zwischendurch immer wieder kleine ‚Aha-Erlebnisse‘ einbauen. Das können folgende Aufheller sein:

  • Passende Videosequenz
  • Total unpassendes Bild
  • Aktuelle allgemein bekannte Situation
  • Interviewpartner
  • Frage ins Publikum
  • Geräusche
  • Gesangseinlage
  • Raum abdunkeln
  • Passenden Gegensand zeigen
  • Quizfrage

Es gibt mit Sicherheit noch andere Möglichkeiten. Hier ist Kreativität gefragt. Manchmal kann man auch mit dem Begriff ‚Entertainment‘ trumpfen. Der Vortrag wird hier mit Elementen aus der Showbranche versehen und geschmückt.

 

Der Körper spricht. Immer.

Auch auf der Bühne spricht unser Körper. Manchmal richtige Bände. Beispielsweise spricht er zu den Zuhörerinnen und Zuhörern auch dann, wenn wir uns nicht sicher fühlen.

Wenn wir an dieser Stelle im letzten Teil von der Wichtigkeit der Vorbereitung gesprochen haben, dann wiederhole ich mich hier gerne. Auch in Hinsicht der Körpersprache ist je nach Veranstaltungsgröße eine intensive Vorbereitung das absolute Muss.   Einer meiner Lieblingsredner ist Hermann Scherer. Ich hatte ihn nach einem Vortrag gefragt, wie viel Zeit an Vorbereitung er für diese Präsentation investiert hatte. Seine Antwort: „Gute 12 Stunden pro Folie!“

Während der Vorbereitung – empfehlenswert mit Videounterstützung – wird Ihnen klar, wo sie nachbessern müssen. Je mehr Zeit Sie mit dem Üben verbringen, desto sicherer werden Sie. Das ist dann auch an der Körpersprache erkennbar.

 

Lächeln verboten? Bestimmt nicht.

Ein entspanntes Lächeln entspannt. Nicht nur Sie, sondern auch Ihr Publikum. Probieren Sie es aus. Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Wenn Du nicht lächeln kannst, solltest Du kein Geschäft eröffnen!“ Dasselbe empfehle ich Rednern auch.

Auch in der Phase der Vorbereitung ist festzustellen, ob ich lächeln kann. Wenn das noch nicht richtig angewendet wird, ist das auch zu üben. Denn einem freundlich dreinschauenden Redner öffnet sich das Publikum sehr gerne.

Ab und wann markiere ich in meinem Skript, dass ich das Lächeln nicht vergesse. Ich setze Markierungen mit Smileys. Manchmal muss ich an diesen Stellen schmunzeln. Gerade ich mit meinem Namen muss solche Markierungen setzen.

 

Atmung und Stimme

Zwei sehr wichtige Unterstützer sind Atem und Stimme. Vor jedem Training aktiviere ich diese Elemente sehr bewusst. Denn bei meiner Arbeit sind dies zwei unerlässliche Hilfen.

Startet ein Seminar um neun Uhr, bin ich ab sechs Uhr wach. Dann höre ich Entspannungsmusik und bleibe dabei eine halbe Stunde im Bett. Dort atme ich sehr bewusst ein und aus. Die anschließenden 30 Minuten verwende ich für einige Stimmübungen. Um den ganzen Bereich der Stimmbänder, Mund, Lippen, Zunge etc. bewusst zu aktivieren.

An Seminartagen gehe ich so gut wie nie zum Frühstück. Da ich weiß, dass dort viele verführerische Speisen wie Rührei, Speck, Weißwürste und Bratkartoffeln angeboten werden, verzichte ich meist bis zum Mittagessen auf irgendwelche Speisen. Ich trinke in dieser Zeit lieber viel Wasser. Der Verzicht auf Speisen fällt mir leicht. Denn ich weiß, dass bis zum Mittagessen die Übungen von sechs bis sieben Uhr durchschlagenden Erfolg haben werden. Kein voller Magen wird mir einen Strich durch die Rechnung machen.

Wenn Atmung und Stimme ok sind, gibt das sehr viel Sicherheit.

 

Und zum Ende?

Fragen Sie sich nach Ende der Veranstaltung, welche Eindruck Sie gehabt haben. Das tue ich auch. Dann erst sammle ich die Feedback-Bögen der Teilnehmer ein. In vielen Fällen gehen beide Meinungen d’accord.

Bitte gehen Sie mit sich selbst nicht zu streng ins Gericht. Mein Grundsatz seit vielen Jahren: Sie können es nicht allen recht machen. Das ist unmöglich. Vielmehr frage ich mich nach einer Seminarveranstaltung, wenn ich die Gesichter noch vor mir habe, warum diese Person mir ein solches Feedback gegeben hat.

Und natürlich stelle ich mir auch die Frage: Wo kann ich weiter lernen? An welchem Punkt kann ich mich verbessern? Welche Passage sollte ich weglassen? Wo ist mein Verhalten angebracht, wo nicht?

Außer diesen Strategien gibt es selbstverständlich weitere Punkte, die zu berücksichtigen sind. Und bei manchen Situationen muss immer noch mit der guten alten Bauchentscheidung weitergegangen werden. Wir sind Menschen und keine Maschinen. Und ich möchte niemals einen perfekten Redner erleben.

 

Auch die hier angesprochenen Strategien behandeln wir auf unseren Seminaren. Sie können den Umgang damit lernen. Ich helfe Ihnen dabei. Und ich bin überzeugt, dass Sie das schaffen!

Machen Sie 2021 zum Jahr der Kommunikation! Dem Thema „Körperhaltung“ widmen wir uns auch in unseren Seminaren.